Vor Gedenkveranstaltung am Wenzelnberg am 7. April 2019: Basaltstein weist auf richtige Schreibweise des 1945 ermordeten Paul Lisziun hin
Unter ganz besonderen Vorzeichen steht in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung am Wenzelnberg in Langenfeld.
Recherchen der Familie Röhrig aus Remscheid hatten in den Jahren 2017 und 2018 zum Ergebnis, dass der am 13. April 1945 durch die Nazis in der Wenzelnbergschlucht mit 70 weiteren Menschen ermordete Paul Lisziun über viele Jahrzehnte fälschlicherweise Paul Liszum genannt wurde.
„Die richtige Schreibweise haben wir durch Nachforschungen in alten Unterlagen in Ostpreußen recherchiert, wohin die Familie Lisziun im letzten Jahrhundert geflohen war“, berichtet Marko Röhrig, der Urgroßneffe des Ermordeten. Er hatte die Nachforschungen nach dem Bruder seiner Urgroßmutter Anna Röhrig (geborene Lisziun) gemeinsam mit seinem Vater Reinhold Röhrig jr. und seinem Großvater Reinhold Röhrig angestellt.
Der Familie der Nachkommen, vor allem Reinhold Röhrig, dem 1931 geborenen Neffen von Paul Lisziun, für den sein Onkel ein großes Vorbild war, ist es nach der Ermittlung der richtigen Schreibweise des Namens ein Herzensanliegen, dies für die Nachwelt sichtbar zu machen.
„Auch die Stadtverwaltung Langenfeld hat selbstverständlich ein großes Interesse daran, den am Wenzelnberg auf schreckliche Weise Ermordeten nicht nur im Rahmen der jährlichen Gedenkveranstaltung Respekt zu erweisen, sondern auch durch die Korrektur solcher falsch dargestellten Schreibweisen“, betont Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider.
Da die an der letzten Ruhestätte für die 71 Opfer der Nazi-Gewalt der letzten Kriegstage angebrachte Bronzeplatte selbst als eine Art Denkmal gilt, an dem keine Veränderungen vorgenommen werden sollten, wurde nun ein zusätzlicher Basaltstein mit einer erklärenden Inschrift direkt an dem die Bronzetafel tragenden Stein angebracht.
Die Nachkommen aus drei Generationen besuchten nun gemeinsam mit dem Langenfelder Bürgermeister die Gedenkstätte, um den zusätzlich angebrachten Stein erstmalig zu sehen und nahmen dieses Treffen zum Anlass für einen ganz persönlichen Moment des Innehaltens für ihren an dieser Stelle ermordeten Onkel, Großonkel und Urgroßonkel.
Marko Röhrig weist mit Blick auf das Ergebnis der Ahnenforschung seiner Familie darauf hin, dass die falsche Schreibweise kein Fehler oder Versäumnis der Verantwortlichen der Gedenkstätte sind, sondern keine Seltenheit bei der Auflistung von Gefangenen durch die Nazis war, denen leider weder Namen, noch Menschenleben etwas bedeuteten. Detaillierte Informationen zu den Nachforschungen der Familie Röhrig und zum Leben von Paul Lisziun sind auch in der
an der Gedenkstätte am Wenzelnberg nachzulesen.
Gedenkveranstaltung am 7. April 2019 um 11 Uhr
Im Rahmen der Gedenkfeier am Sonntag, 7. April 2019, ab 11 Uhr wird das Leben von Paul Lisziun ebenfalls näher beleuchtet, denn neben dem Redebeitrag von Bürgermeister Frank Schneider und Wortbeiträgen von Schülerinnen und Schülern der erstmalig teilnehmenden Prismaschule wird auch Marko Röhrig sowohl als Urgroßneffe des Ermordeten, als auch in seiner Funktion als Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und des Bundes der Antifaschisten (VVN/BdA) zu den Anwesenden sprechen.
Musikalisch wird die von der Stadt Langenfeld ausgerichtete Gedenkveranstaltung von dem Chor VoiceArt begleitet. Das Lied der Moorsoldaten und einige Beiträge der Prismaschule werden darüber hinaus von der Musikschul-Lehrerin Zuzana Ermalová am Cello begleitet.
Weitere Details zum Ablauf finden Sie in der
Einladung zur Gedenkveranstaltung
am 7. April 2019, um 11 Uhr an der Gedenkstätte Wenzelnberg.